Erfahrung

 

Meine Eltern sind beide Buddhisten. Daher hat mich Nichiren Daishonins Buddhismus seit Geburt begleitet. On and Off habe ich praktiziert, stand allerdings nie 100% hinter der Praxis, da ich sie ehrlich gesagt auch nicht wirklich verstand.

 

2014 nahm ich an einem Jugend-Kurs in Bingen teil. Mitgerissen von der fantastischen Stimmung dort, überlegte ich kurz, ob ich spontan Mitglied werden sollte. Aber ich wollte das doch lieber in Ruhe entscheiden und nicht aus einer Laune heraus. Allerdings setzte ich den Entschluss um, von da an regelmäßig zu praktizieren und zu lesen, damit ich besser verstehen konnte, worum es im Buddhismus eigentlich geht. Ich konnte mich mit allem, was ich las, identifizieren und war hoch inspiriert, Philosophie und Praxis in meinem Leben anzuwenden.

 

Sehr schnell hatte ich meine erste Erfahrung. Nach dem Abi wollte ich gerne ein Jahr nach London, um ein Gefühl dafür zu kriegen, wie es ist dort zu arbeiten und vor allem zu leben. 

Schnell musste ich allerdings erfahren, dass London kein geeigneter Ort für Work & Travel war. 

So kam ich zu meinem Plan B: mit einer AuPair Agentur nach London zu reisen, um dort in einer Gastfamilie zu leben. Obwohl ich nicht unbedingt begeistert von der Idee war, ein Jahr lang mit Kindern zu arbeiten.

Da ich in der Vergangenheit bereits zweimal ziemliches Pech mit Gastfamilien gehabt hatte, chantete ich dafür, die für mich ideale Gastfamilie zu finden, ohne mir dabei zu genaue Vorstellungen zu machen. 

Kurz nachdem mein Profil, an dem ich sehr eifrig gearbeitet hatte, auf der Seite der AuPair Agentur online-gestellt wurde, interessierte sich bereits die erste Gastfamilie, die mir sehr sympathisch schien, für mich. Nachdem ich ihnen geschrieben hatte, erfuhr ich, dass sie sich bereits für ein anderes Mädchen entschieden hatten. Ich ließ mich in meiner festen Überzeugung, die perfekte Gastfamilie für mich zu finden, jedoch nicht entmutigen. 

Beim nächsten Vorschlag, handelte es sich um ein Angebot, dass die Agentur in dieser Form noch nie gesehen hatte. Ein Mann ohne Kinder suchte jemanden, der sich um sein Haus und in erster Linie um seine Katze kümmerte, wenn er selbst wegen seines Jobs auf Reisen war.

Ohne weitere Hindernisse bekam ich den Job. 

Im Grunde hatte mich also genau der Job gefunden, den ich eigentlich mittels Work & Travel kriegen wollte, aber nicht wusste wie.

Dank dieser Erfahrung entschloss ich mich spontan, den Gohonzon einen Tag vor meiner Abreise bei meinen Eltern zuhause im Wohnzimmer zu empfangen.

In London wohnte ich dann in einem Traumhaus, verstand mich gut mit dem Besitzer und da er viel unterwegs war und die Hausarbeit nicht soviel Zeit in Anspruch nahm, hatte ich viel Freizeit. Diese wollte ich nutzen um beim Theater Berufserfahrung zu sammeln.

Meist wurde ich wegen mangelnder Erfahrung abgelehnt und fand zunächst keine Stelle, was ich als sehr frustrierend empfand.

So konnte ich jedoch meinem ursprünglichen Anliegen nachgehen, London und viele wunderbare Menschen dort kennen zu lernen,und wurde so sehr glücklich in der Stadt. Die Buddhisten in meiner Umgebung hatten mich von Anfang an in viele Aktivitäten eingebunden und nach einer Weile wurde ich zur Vize junge Frauen Verantwortlich für meine Gruppe. Ein halbes Jahr nach meiner Ankunft in London lernte ich über die SGI meine Freundin Lauren kennen, die mir vom Questors Jugendtheater erzählte. Kurz darauf arbeitete ich an Sets von insgesamt drei Stücken dort mit, was auf meinem Lebenslauf nun sehr gut aussieht.

Der Bühnenbildner war wunderbar und  schätzte meine Arbeit ebenso sehr wie ich seine. Darüber hinaus konnte ich mir als Freiwillige meine Arbeitszeit frei einteilen, so dass ich weder die Hausarbeit noch die Sprachschule oder meine Freunde vernachlässigen musste.

Wieder hatte der perfekte Job mich gefunden und ich hatte meine Antwort auf die Frage, warum es nicht früher mit einem Job beim Theater geklappt hatte.

 

Außerdem fing eine enge Au Pair Freundin von mir in London an zu chanten und hat bei ihrer Rückkehr nach München Gohonzon empfangen.

Als sich mein Au Pair Jahr dem Ende neigte, versuchte ich über zahlreiche Kontakte ein Praktikum in der Szenenbildabteilung bei einer Film- oder Fernsehproduktion zu bekommen.

Auch da gab es wieder Hindernisse und zunächst nur Absagen.

Während ich mit Freunden in England auf einem Musikfestival war, meldete sich aber endlich ein Szenenbildner bei mir, der von allen Kontakten mein Favorit war. Ich könnte mit ihm einen Kinofilm in Berlin machen, allerdings wäre der Start schon 4 Wochen vor meiner eigentlich geplanten Rückreise aus London. Dennoch wollte ich das Praktikum unbedingt. Alles sah ziemlich viel versprechend aus und ich freute mich bereits sehr.

Ein paar Tage später meldete er sich und sagte mir, dass der Produzent jemanden für die Praktikantenstelle vorgeschlagen hatte, womit ich raus war.

Ich war sehr traurig wegen der verpassten Chance, aber merkte zugleich einen riesigen Unterschied darin, wie ich mit dieser Absage umging im Vergleich zu meiner Anfangszeit in London und der buddhistischen Praxis.

Als ich damals die erste Absage für einen Theaterjob bekam, der nichtmal im Bühnenbildbereich war, war ich niedergeschmettert und verkroch mich für ein paar Tage, um bei Wein und Eiscreme in meinem Selbstmitleid zu baden.

Diesmal erkannte ich die Traurigkeit an, tolerierte sie, ließ mich aber nicht davon mitreißen. 

Wie Nichiren Daishonin sagte: „Leiden Sie, worunter man leiden muss, und freuen Sie sich, worüber man sich freuen kann. Betrachten Sie Leid und Freude als Tatsachen des Lebens und rezitieren Sie unter allen Umständen weiter Nam-Myoho-Renge-Kyo.“

Ich setzte mich noch am gleichen Tag wieder mit neuer Entschlossenheit vor den Gohonzon und an den Computer, um erneut all meine Kontakte abzuklappern und nach neuen zu recherchieren. Dank meiner bisherigen Erfahrungen war ich überzeugt davon, dass es einen tieferen Grund für die Absage gab und dass etwas Besseres bereits auf mich wartete.

 

Ich genoss meine verbleibende Zeit in London in vollen Zügen und traf all meine Freunde ein letztes Mal, bevor es zurück nach Deutschland ging.

 

Nach einem Monat zurück in Köln, meldete sich jemand aus München bei mir, der über Umwege von mir und meiner Lage erfahren hatte und bot mir eine Praktikumsstelle in der Szenenbildabteilung für einen Kinofilm an.

 

Eine Woche vor Praktikumsbeginn platzte meine Wohngelegenheit in München. Ich hatte nun 5 Tage Zeit eine bezahlbare Wohnung zu finden, ohne die Möglichkeit sie vorher zu besichtigen und das auch noch während des Oktoberfestes. Zudem waren grade in dieser Woche zwei gute Freunde aus London zu Besuch, denen ich natürlich auch eine schöne Zeit in Köln ermöglichen wollte. 

Ich chantete in jeder freien Minute gemeinsam mit meinen Eltern mit der Entschlossenheit, nicht nur irgendeine, sondern die für mich richtige Wohnung zu finden.

Zwei Tage bevor mein Zug nach München ging, bekam ich endlich eine Zusage. Das Zimmer hatte einen guten Preis, lag viel näher an meiner künftigen Arbeitsstelle, als meine vorherige Wohnmöglichkeit und mein Mitbewohner, der im gleichen Alter wie ich war, wurde schnell mein bester Freund in der Stadt. Außerdem konnte ich in München nun bei dem Gohonzonempfang meiner Freundin aus London dabeisein.

 

Während des Praktikums kommunizierte ich viel mit der Szenenbildassistentin eines anderen sehr schönen Kinofilms über ein weiteres Praktikum. Es war ein sehr langes Hin und Her, weil es zeitliche Überschneidungen gab und ich erst einen Monat später als gewünscht einsteigen könnte.

Dennoch chantete ich voller Vertrauen weiter und ein paar Tage später bekam ich den Anruf, dass ich die Stelle hatte.

 

Am Ende meines Praktikums in München fuhr ich freitags zurück nach Köln und fing montags das zweite Praktikum an – diesmal sogar mit Mindestlohn. 

 

Beide Praktika würde ich als vollen Erfolg beschreiben, da ich sehr viel gelernt und zahlreiche Kontakte und neue Freundschaften geknüpft habe. Darüber hinaus hat es mir unglaublich viel Spaß gemacht und all meine Kollegen waren von meiner Arbeit und meiner immerwährende guten Laune begeistert, so dass ich bereits zwei Angebote für Jobs als Requisiten-Assistentin bekommen habe.

 

Meine nächste Herausforderung ist nun, einen Ausbildungsplatz in einer Möbeltischlerei in Hamburg zu finden, habe aber volles Vertrauen in mein Potential und den Gohonzon und weiß, dass ich so nur siegen kann!

 

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