Ich bin jetzt zweiundvierzig. Ehe ich den Gohonzon traf war mein Leben eine Katastrophe. Die Leute mieden mich wie die Krätze. Sie dachten, ich wäre betrunken, aber ich trinke nicht. Und sie nannten mich einen betrunkenen Iren. Ich bin gar kein Ire!

Seit Jahren wusste ich, dass etwas nicht mit mir stimmte. In London gibt es etwa 400 Krankenhäuser und irgendwann muss ich wohl versucht haben, sie alle von innen kennen zu lernen. Man sagte mir jedes Mal, ich sollte es bei den anonymen Alkoholikern versuchen.

Es war sehr schlimm. Ich hatte den Glauben an die Welt völlig verloren. Ich hatte alle Religionen ausprobiert - Katholizismus, Protestantismus, Baptismus - aber davon wurde alles nur noch schlimmer. Ich hatte auch keine Freunde mehr, bis ich diese Praxis traf. Jetzt habe ich tausende! Ich habe in der Victoria Station geschlafen, in den Postsäcken an King's Cross und Waterloo, unter den Brücken am Fluss, das volle Programm.

Ich litt seit über dreizehn Jahren unter einer Krankheit namens MS - multiple Sklerose - ohne zu wissen, was ich hatte. Am Ende war ich oft von der Hüfte aus abwärts gelähmt - ich konnte nicht mehr gehen. Es fühlte sich an wie ein Zahnschmerz, der sich durch meine ganze rechte Körperhälfte zog, den ganzen Tag, immer. Es gab verrückte Nebeneffekte. Wenn ich mir links die Nase zuhielt und schniefte, konnte ich Osterblumen riechen und wenn ich etwas rechts kaute, egal was, es schmeckte nach Räucherlachs.

Es ging ziemlich schnell bergab mit mir. Ich wusste nicht, wohin ich gehen oder was ich tun sollte. Ich lebte in Battersea in einem Männerheim und ging da ins Ärztehaus und wurde einem neuen Arzt vorgestellt. Am 5. September 1986 schickte mich dieser Arzt ins St. Thomas's Hospital zu einem Facharzt namens Russell. Dieser Mann ist ein absolutes Genie. Er war seit fünfunddreißig Jahren an diesem Krankenhaus und wenn er sagt, du hast etwas, dann hast du es auch. An diesem Tag erklärte er mir, dass das, was ich hatte, MS war, dass es ein schleichendes Leiden wäre und dass es dabei wäre, in meinem Körper hoch zu schleichen und am Ende würde ich völlig gelähmt sein. Ich hörte die Diagnose und es war, als fiele der Boden aus meiner Welt.

Ich ging zurück zu meinem Arzt im Männerheim und unterhielt mich mit der Dame an der Anmeldung, ein wundervoller Mensch. Sie fragte mich, was ich tun würde, um den Schmerz loszuwerden. Alles, sagte ich, auch wenn es nur für ein paar Sekunden wäre. Ich hatte ständig Schmerzen und konnte ohne drei große Schmerzpillen überhaupt nicht schlafen. Sie sagte dann, ich sollte versuchen, Nam-Myoho-Renge-Kyo zu chanten. Davon hatte ich in meinem Leben noch nie etwas gehört. Sie sagte, es wäre eine buddhistische Ausübung und gab mir eine kleine Karte.

Ich fing damit an, Morgens und Abends fünf Minuten zu chanten, dann ging ich zum Arzt, der auch Buddhist war, und er erhöhte die 'Dosis' auf zehn Minuten. Es hatte keine Wirkung: Es ging mir schlechter. Ich machte nur weiter, weil er die Dosis ständig erhöhte - von zwanzig Minuten auf eine halbe Stunde, auf eineinhalb Stunden, auf zwei Stunden. Ehe ich mich versah, saß ich da und chantete Morgens zweieinhalb Stunden und Abends noch mal zweieinhalb Stunden. Aber es ging mir immer noch schlechter. Bis dahin hatte ich noch nie einen Gohonzon gesehen - ich wusste nicht mal, was das war, aber ich wusste, dass der Arzt und seine Sprechstundenhilfe zu etwas chanteten.

Am 31 Oktober 1986 nahm mein Arzt mich mit, um mir seinen Gohonzon zu zeigen. Ich kniete davor und chantete wirklich aus tiefstem Herzen, aus aller-allertiefstem Herzen, Nam-Myoho-Renge-Kyo.

Dann ging ich nach Hause, nahm meine Schlaftabletten und ging ins Bett. Gegen Mitternacht wachte ich auf und saß kerzengerade im Bett. Ich hatte drei große Schlaftabletten genommen, die sollten mich eigentlich für neun Stunden komplett ausknipsen, aber da saß ich kerzengerade im Bett - eine Körperhaltung, die mir vor dreizehn Jahren zum letzten Mal möglich gewesen war. Am Tag vorher konnte ich mir nicht mal die Schnürsenkel binden.

Ich stand auf und ging in die Küche um mir einen Tee zu machen. Ich hatte schon den Teebeutel und Milch und Zucker in der Tasse und wollte grade das heiße Wasser darüber schütten, als ich inne hielt. 'Mist', sagte ich. 'Ich habe meinen Stock vergessen.' Also ging ich zurück zum Bett, um ihn zu holen und da wurde mir klar, dass ich gar keine Schmerzen mehr hatte und dass ich gehen konnte. Ich lief ein bisschen im Zimmer herum, dann zog ich meine Schuhe an und lief durch den Park. Ich wartete immer darauf, dass der Schmerz wiederkäme, aber er kam nicht. Er kam nie mehr zurück, nicht wirklich.

Ich glaube, dass jeder Mensch den Wunsch hat, in einen höheren Lebenszustand zu gelangen. Ich weiß, mir ist das gelungen. Letztes Jahr im Dezember wollte keiner mit mir sprechen. Dieses Jahr im Dezember kann ich sie gar nicht davon abhalten. Ich fühle mich wie ein völlig anderer Mensch - mein Leben hat einen Salto geschlagen, wurde auf den Kopf gestellt und herum gewirbelt. Vorher ging es mir innerlich furchtbar und alles ging bergab. Ich wog etwa 47 kg. Jetzt wiege ich gut 82 kg und bin kerngesund. Wenn ich jetzt zum Arzt gehe, muss er sich schon sehr anstrengen, um etwas zu finden. Ich bin ein lebendes Wunder!

Ich habe zwar immer noch kein Geld, aber was ich habe ist möglicherweise das größte Geschenk, dass man einem Menschen machen kann und das ist persönliche Zufriedenheit. Momentan fühle ich mich so glücklich, dass ich manchmal weinen muss. Ich bin so zufrieden und erleichtert, das der Schmerz und das Leiden weg sind. Ich kann es immer noch nicht glauben, dass mir das passiert ist. Offenbar bin ich dem Buddhismus aus einem bestimmten Grund begegnet.

Ich denke, wenn die Leute meine Geschichte hören, dann möchten sie das Chanten ausprobieren. Wenn es MS heilen kann, das nach medizinischer Auffassung unheilbar ist, dann kann es alles heilen. Mein Leben basiert jetzt in jedem Augenblick auf dem Gohonzon und Nichiren Daishonins Lehren und die Wohltaten, die ich erhalten habe, sind nicht zu zählen. Als ich einen sicheren Platz für meinen Gohonzon suchte, wurde auch dieses Gebet beantwortet. Im Januar 1988 konnte ich in eine nagelneue, voll möblierte Wohnung umziehen, die nur 155,- € im Monat kostet. Ich glaube, mit dem Gohonzon kann jede/r alles erreichen, wenn er/sie sich nur ein bisschen mehr bemüht.

Kürzlich fragte mich jemand, wo ich ohne den Gohonzon wäre. Wenn ich diese Praxis nicht getroffen hätte und nicht angefangen hätte, Nam-Myoho-Renge-Kyo zu chanten, dann wäre ich heute tot. Ja, tatsächlich. 

von Vincent Walsh

Quelle: UK Express

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