Wenn die Wahrheit eine Säule ist, die an einem bestimmten Ort steht, dann kann man sich ihr von Süd, Ost, Nord oder West nähern, d.h. es gibt verschiedene Wege, die zur gleichen Wahrheit führen. Auf dem Fluss, durch die Wüste, über die Berge, auf der Straße u.s.w..
Natürlich ist es Quatsch, den anderen abzusprechen, dass ihr Weg genauso zur Wahrheit führt. Und natürlich haben alle auf ihren unterschiedlichen Wegen andere Fahrzeuge und andere Vorstellungen davon, was sie am Ende erwartet.
Liebe ist so eine allgemeingültige und in allen Religionen vorkommende Größe.
Eine Größe.
Mit der Liebe der abrahamitischen Religionen habe ich es nicht so, daher zitiere ich zuerst mal den Jogi Bhajan (JB). Das ist der vom Jogi Tee, wo immer kleine Sprüche auf der Pappe an der Kordel des Teebeutels sind. (Er praktizierte Kundalini Joga, eine Sonderform, die auch mit seiner Sikh Abstammung einher geht) [Joga bedeutet übersetzt: Geschirr]
Die Jogi Bewegung existierte immerhin vor dem Buddhismus im antiken Indien, beeinflusste auch Shakyamuni und wurde später wiederum von Buddhismus und Hinduismus beeinflusst. Kann man alles bei Wikipedia nachlesen.
Hier jetzt einige Zitate zum Thema Liebe und der Versuch, das soweit miteinander in Einklang zu bringen, dass man dem allgemeingültigen Gebot der Liebe auf den Grund zu gehen könnte:
"Du brauchst keine Liebe - du bist die Liebe." (JB) sagt der Jogi. (das ist jetzt auch schon mal insofern buddhistisch, dass wir nichts von Außen erwarten sollen, sondern dass unser innerer Lebenszustand allem zugrunde liegt.)
"Liebe ist das letztendliche Gesetz des Lebens." (JB) Auch vom Jogi Tee.
"Das letztendliche Gesetz von Leben und Tod, so wie es vom Buddha an alle Lebewesen übertragen wurde, ist Myoho-Renge-Kyo." (Gosho 29 SND 265) sagt Nichiren Daishonin. Bei Nichiren gibt es Götter, aber nicht den Gott. Bei Nichiren gibt es auch nicht die Liebe als letztendliches Gesetz. Die Wirkweise des Lebens ist im Buddhismus grundsätzlich neutral. Ist das Leben letztendlich gut? Oder ist es das, was es ist?
In der Gosho taucht der Begriff Liebe 42 mal auf. Das ist nicht viel bei 406 Goshos. Liebe bei Nichiren ist meistens Mutterliebe, auch Elternliebe, Partnerliebe, dann Liebe an vergängliche Dinge, von allen Menschen geliebt zu werden. Nichiren zitiert auch das Lotos-Sutra: "Alle Buddhas lieben den Ausübenden des Lotos-Sutras." Gosho 39, SND 455
In der Gosho 39 heißt es: "Selbst ein herzloser Verbrecher liebt seine Frau und seine Kinder. Also hat auch er etwas von der Welt des Bodhisattva in sich." SND 447
Hier wird Liebe also mit dem Lebenszustand des Bodhisattva gleich gesetzt und nicht mit dem letztendlichen Gesetz von Nam-Myoho-Renge-Kyo.
Präsident Ikeda sagt: "Wahre Liebe bedeutet nicht, dass zwei Menschen wie Kletten aneinander hängen sollen; sie kann nur zwischen zwei starken Partnern, zwei gefestigten Persönlichkeiten, gedeihen." (Zukunft Leben, 64) Hier geht es eindeutig um partnerschaftliche Liebe.
Im 1. Johannesbrief 4, 16b heißt es: "Gott ist Liebe, und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm." Aber wer oder was ist Gott?
Gestatten wir uns einen kleinen Exkurs zu Erich Fromm. Die Kunst des Liebens, aus dem Jahr 1956. Fromm beschreibt 5 Arten der Liebe, die fünfte ist die Liebe zu Gott.
Er unterscheidet dann drei Arten Gott: Die Muttergottheit, matriarchalische Phase, alle Menschen sind Kinder einer Mutter Erde. Dann der Vater, patriarchalische Phase, im Gegensatz zur Mutterliebe werden die geliebt, die am meisten gehorchen, hierarchische Ordnung, Wettbewerb und Wettstreit. [Da halten sich die abrahamitischen Religionen grade auf.] "Die letzte Phase endlich ist die eines nichtpersonellen, symbolischen Gottes."
(https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Kunst_des_Liebens#Liebe_zu_Gott)
Wenn man Gott also als eine andere Bezeichnung für die letztendliche Wahrheit des Lebens nimmt, dann passt es. Bleiben wir in der Liebe!
Unser Paar-Therapeut, Herr Schmidt-Lohnhardt (ex Sannyasin) sagte mir immer: "Herr Beckers, bleiben Sie in der Liebe." Und er meinte nicht Partnerliebe. Er meinte:
"Liebe ist ein Zustand von Mitgefühl, in dem Freundlichkeit regiert." (Mein absoluter Jogi Tee Lieblingsspruch!) Freundlichkeit? "Freundlichkeit ist das Geschenk des Lebens" JB (Teebeutel) Das ist der symbolische Gott! Unser verstorbener SGI-D Generaldirektor Peter Kühn sagte einmal: "Wir wurden aus einem liebenden Universum geboren."
Yoshi sagte mir in einer Führung zum Thema Eheprobleme genau das Gleiche: "Habe Mitgefühl für deine Frau, genauso wie Nichiren für seine Feinde. Es ist die letztendliche Herausforderung als Mensch, seine Feinde zu lieben."
Was ist für mich persönlich Liebe? Beim Chanten kamen mir die Worte in den Sinn: "Ich bin frei und ich habe keine Angst!" Das hat nichts mit Liebesgeplänkel zu tun. Für mich ist das ein Echo der Buddhaschaft: "Ich bin frei und ich habe keine Angst!"
Daisaku Ikeda: "Letzten Endes wird unser Kampf mit uns selbst ausgetragen." (Ultimately, our battle is with ourselves) Buddhistischer Teebeutelanhänger auf Pinterest: www.ikedaquotes.org
Unser Buddhismus fordert immer wieder dazu auf, eine innerlich starke Persönlichkeit zu werden. Sein Karma zu ändern bedeutet, Karma als Chance zu sehen, in dem wir 1. stark werden, 2 . unser Leben selbst zu erschaffen, 3. Leiden in Freude verwandeln, 4. Inneren Frieden erreichen, 5. Karma in Aufgabe verwandeln, 6. anderen Menschen helfen, 7. Alles in einem Augenblick ändern. (Aus: Karma als Chance, kleine Zusammenstellenung an Zitaten von Daisaku Ikeda, SGI-D, 2019)
Also: Im Buddhismus gibt es keine Liebe! Oder?
Buddhaschaft geht meines Erachtens über das Konzept der Liebe hinaus, beinhaltet dieses Konzept aber gleichzeitig.
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