Der wahre Aspekt des Gohonzons - Die tatsächliche Darstellung des Gohonzon
Nichiren Daishonin schreibt in seiner Antwort an Frau Nichinyo vom 23.8.1277:
”Suchen Sie diesen Gohonzon niemals außerhalb Ihrer selbst. Der Gohonzon ist nur im sterblichen Fleisch von uns gewöhnlichen Menschen zu finden, die das Lotos-Sutra bewahren und Nam-Myoho-Renge-Kyorezitieren. Der Körper ist der Palast des neunten Bewusstseins9, der unveränderlichen Wirklichkeit, die über alle Wirkweisen des Lebens herrscht. (…) Auch ist der Gohonzon nur in den zwei Schriftzeichen für ’Glauben’ zu finden.10 Dies ist gemeint, wenn im Sutra steht, dass man ’allein durch Glauben Zugang finden’ kann.
Da Nichirens Schüler und Laienunterstützer einzig an das Lotos-Sutra glauben, (…)
können sie in den Juwelenstupa des Gohonzon eintreten. Wie ermutigend! Bemühen Sie sich Ihrem nächsten Leben zuliebe auf das Äußerste! Das Allerwichtigste ist, dass Sie, indem Sie nur Nam-Myoho-Renge-Kyo rezitieren, die Buddhaschaft erlangen. Zweifellos hängt es von der Stärke Ihres Glaubens ab. Glauben zu haben ist die Grundlage des Buddhismus.”
[SND-1, 1029 / Ikeda, Buddhismus für ein erfülltes Leben Band 1, S. 64ff]
Der wahre Aspekt des Gohonzons ist der, dass er im Glauben zu finden ist.
Die tatsächliche Darstellung des Gohonzon.
Die richtige Sichtweise auf den Gohonzon ist die, dass er im Leben eines Menschen existiert, und dass es zwecklos ist, ihn außen zu suchen, in Personen, Göttern, Statuen, Figuren, Bildern o.ä..
Der Gohonzon, also wörtlich: das Wahre Objekt der Widmung, oder: das, was man als Mensch zutiefst verehren sollte, existiert nur im sterblichen Fleisch.
Dieses sterbliche, kränkelnde, alternde Fleisch bezeichnet Nichiren Daishonin als Palast des neunten Sinnes.
Was ist der neunte Sinn? Im Buddhismus Nichiren Daishonins unterscheidet man neun Bewusstseinsebenen.
Die ersten fünf (sehen, riechen, schmecken, hören, tasten) werden im sechsten Sinn zusammengefasst als Wachbewusstsein: 3-D/Stereo/oben-unten/warm-kalt/Geruchs-/Geschmacks-Gesamterlebnis.
Die siebte Stufe ist das Unterbewusstsein (skt. Manas, das Denkorgan, die Psyche)
Die achte Stufe, das Speicherhausbewusstsein, oder auch ’Stapelhaus des Karmas’
(skt. Alaya, Anhäufung – wie Hima-alaya, Schnee-Gebirge)
Die neunte Stufe Amala (skt. Unbefleckt) bildet das sogenannte neunte Tiefenbewusstsein. Dies ist die Ebene der reinen Lebenskraft.
In der buddhistischen Literatur wird das Amalavijnana als etwas jenseitiges, transzendentales beschrieben und diskutiert.
Nichiren ist da klar und konkret: Mein Körper, dein Körper, jeder Körper trägt in sich den höchsten Wert des Lebens, die ”unveränderliche Wirklichkeit, die über alle Wirkweisen des Lebens herrscht.” Hierdurch wird unser Körper zum Palast.
Wir rufen mit Stimme, lauschen mit Ohren in unseren Körper hinein. Wir rufen: Nam-Myoho-Renge-Kyo, dadurch wird Giesela zum Palast, Melbra zum Palast, Mimi zum Palast des neunten Bewusstseins.
Das scheint so eine Art anderes/inneres/verborgenes Ich zu sein, oder?
Stimmt, wir nennen es Buddha-Natur.
Im Buch vom Glück (S. 201) schreibt Präsident Ikeda: ”Mit der Anhaftung an das Selbst der siebten Bewusstseinsebene sperren wir uns in einen winzigen Käfig innerhalb der gewaltigen Dimensionen des Lebens, so dass die uns innewohnende wahre Quelle der Menschlichkeit ungenutzt bleibt.”
Wenn wir Nam-Myoho-Renge-Kyo mit unseren Mündern zum Ausdruck bringen, dann können wir ’in den Gohonzon eintreten’, schreibt Nichiren Daishonin.
”Mit Nam-Myoho-Renge-Kyo öffnete Nichiren Daishonin einen Weg, wie alle Menschen zu ihrer neunten Bewusstseinsebene vordringen können und ihr großes Selbst zum Vorschein bringen können.” [FORUM 235 Mä/Apr. 2020, S.43]
Der Schlüssel zum Schatzturm unseres Selbst.
Der Schlüssel zum Schatzturm unseres Selbst, zum Gohonzon, liegt im Glauben. Wir können Amala nicht sehen, riechen, hören, aber wir können es durch unser Gebet (laut) hörbar machen, wir können mit den Augen den Juwelenstupa des Gohonzon sehen (oder wir sehen nur eine Papierrolle mit kaligrafischen Schriftzeichen – je nach Lebenszustand), wir können den Duft der Räucherstäbchen zur Unterstützung nehmen, die Gebetskette berühren, wir können Gaben darbringen, wir können eine verehrende, betende Haltung gegenüber dem Objekt der Widmung einnehmen, alles kommt zusammen, um die uns innewohnende Buddhaschaft zu aktivieren.
Wenn wir an die Buddhaschaft glauben, glauben wir an uns selbst und an die Buddhaschaft aller anderen. Das Amala-Bewusstsein umfasst alles, durchdringt und verbindet alles. Es ist nirgendwo mehr und anderswo weniger. Das ist die Lehre des Universellen Buddhistischen Humanismus, die klar begründet, wo der Wert des Lebens zu finden ist.
Fußnoten der Gosho:
- Das neunte Bewusstsein, auch Amala-Bewusstsein genannt, ist die Buddhanatur, jene grundlegende, reinigende Kraft, die frei von allen karmischen Beeinträchtigungen ist. Nichiren setzt sie hier mit Myoho-Renge-Kyo gleich.
- Zwei Schriftzeichen: shin-jin 信心(jap.): Überzeugung, Glaube, Vertrauen
Der Begriff besteht aus zwei Kanji Schriftzeichen: shin 信 und -shin 心.
Das erste shin bedeutet Glaube oder Vertrauen. Das Schriftzeichen setzt sich aus nin人(Mensch) und gon言(Wort) zusammen. Man glaubt dem Wort eines Menschen.
Das zweite Schriftzeichen 'Kokoro' wird oft mit 'Herz' übersetzt. Erst in Verbindung mit einem anderen Zeichen wird daraus -shin. Die Aussprache ist dann nicht Shin-shin, sondern 'Shin-jin'. In der Gosho 41 'Brief an Gijo-bo' schreibt Nichiren zu Kokoro/-shin 心: "(...)'Herz' bedeutet 'alle Phänomene'. Daher erklärt der Große Lehrer T'ien-t'ai das chinesische Schriftzeichen für 'Herz' indem er sagt, dass seine vier Pinselstriche den Mond und drei Sterne repräsentieren(...)" (WN 390) Es geht also um Glauben oder Vertrauen, welcher/s das innere Universum eines Menschen durchdringt und sich darauf im äußeren Universum manifestiert.